Erst seit Herbst 2020 gibt es die Ideen.Werk.Stadt Hamburg; seitdem loten Daniel Leppert und Viola Früchtenicht als das zweiköpfige Team hinter der Ideen.Werk.Stadt das Spannungsfeld zwischen seinen Projektideen (der „grünen Wiese“) und den organisationsinternen Linien aus und entdeckt und begleitet dabei innovative Gestaltungsräume in der Verwaltung. Anlässlich des Deutschen Kinder- und Jugendhilfetages luden wir die beiden an unserem virtuellen Messestand zum Gespräch und gewannen spannende Einblicke in ihre Arbeit. Lesen Sie selbst:
Den Anstoß für die Ideen.Werk.Stadt gaben Impulse aus der Hamburger Verwaltung – diese ist, wie viele Verwaltungen, überaltert und zugleich vom Fachkräftemangel betroffen. „Wir haben Innovationsstau, brauchen ein neues Arbeiten“, war die Devise. Seitdem tragen gleich drei Hamburger Behörden – die Senatskanzlei mit dem Amt für Digitalisierung, das Zentrum für Aus- und Fortbildung und die Finanzbehörde mit dem Amt für Organisation – den internen Dienstleister Ideen.Werk.Stadt. Sie starteten inmitten der sogenannten „dritten Welle“ der Corona-Pandemie. War das nicht ein ungewöhnlicher Zeitpunkt für das Projekt? Nein. Nicht, wenn man die Krise als unfreiwilliges Experiment betrachtet – den Schock, den es gebraucht hat, um Möglichkeiten für Veränderungen nicht nur wahrzunehmen, sondern auch konkret anzugehen und die innere Flexibilität zu erproben.
Im Gespräch berichteten Daniel Leppert und Viola Früchtenicht-Schöning von den ersten Monaten: Gleich mehrere Ideensprints wurden durchgeführt, um so neue Ideen für alte Probleme zu finden und kleine Teams für die Umsetzung dieser Ideen auf den Weg zu bringen. Die beiden sind viel in Fortbildungen vertreten oder moderieren Prozesse. Oft sind es dabei auch nur kleine Methoden oder Kniffe, die sie anwenden und die das Denken verändern. Die beispielsweise Absurditäten deutlich machen (durch wie viele Hände geht ein Papier) oder transparent machen, was fehlt (wir treffen uns, um eine Entscheidung zu treffen, doch am Tisch hat niemand Entscheidungsbefugnis).
Die internen Anfragen an die Ideen.Werk.Stadt kommen von veränderungsbereiten Mitarbeitenden, die die beiden als “Allianz der Willigen” beschreiben. „Diese Allianz der Willigen muss wachsen und nach außen tragen“ – so ihr Wunsch. Die langfristige Idee dahinter: als große Verwaltung mit über 70.000 Angestellten Schritt für Schritt agiler und innovationsfreundlicher zu werden, anders zu arbeiten, neue Wege zu beschreiten. Von den Teilnehmenden erfordert dies bestimmte Kompetenzen, die im Rahmen der Projekte zunächst sichtbar gemacht und dann erprobt werden: transparente Kommunikation, digitale Kompetenzen, Konfliktbearbeitung, ein fehlerfreundlicher Umgang miteinander und – loslassen können und es anderen erlauben. Besonders mit Blick auf die Entscheider*innen-Ebene liegt hier viel Potenzial. Denn so können Räume für selbstorganisiertes und ‑verantwortliches Arbeiten ermöglicht, das Arbeiten in der Verwaltung freudvoller und das Arbeitsumfeld Verwaltung attraktiver werden. Davon profitiert nicht nur die Arbeitskultur innerhalb der Verwaltung, sondern zugleich die Menschen, für die die Verwaltung schließlich arbeitet.