Die eigene Stimme nutzen – auch in Notsituationen
Der Angriffskrieg auf die Ukraine hält an. Am meisten leiden diejenigen, die keinen Einfluss auf das Geschehen haben. Unter den über zwei Millionen geflüchteten Menschen aus der Ukraine sind laut Unicef mehr als eine Million Kinder, mehr als 60.000 Kinder sind bereits in Deutschland angekommen.
Sie fliehen vor Zerstörung, Hunger und Tod und sind gezwungen ihr Zuhause, Familienmitglieder, Freundinnen und Freunde hinter sich zu lassen. Die Flucht selbst ist beschwerlich und verlangt den Kindern ein großes Durchhaltevermögen und Vertrauen in ihre Begleitpersonen ab. Angekommen in Polen, Tschechien oder Deutschland versuchen Mütter*, Lehrer:innen und Erzieher:innen ihnen einen Alltag im Ankunftsland zu ermöglichen.
Wie der aussehen soll, ist schwer zu beantworten. In dieser instabilen Situation helfen niedrigschwellige Teilhabe-Angebote, herauszufinden, was Kinder brauchen und sich wünschen. So können Erwachsene und Kinder gemeinsam einen neuen Alltag aufbauen, der den jungen Menschen helfen kann, sich in ihrer neuen Lebenssituation zurecht zu finden. Doch wie können solche Teilhabe-Angebote aussehen?
Eine vielversprechende Idee schildert Prof. Kathrin Aghamiri im Kommunen-Podcast unserer Initiative. In Gelsenkirchen wurde Kindern die Teilhabe ganz ohne Sprache ermöglicht. Ausgestattet mit Handykameras, begaben sie sich auf Streifzug durch ihr Stadtviertel. Hier sollten sie Fotos von allem machen, was irgendwie interessant für sie war, wo sie sich gerne aufhielten, oder was sie sonst cool fanden.
In der Auswertung zeigte sich, dass die Kinder großes Interesse an Gärten, Pflanzen und Bäumen hatten – es ging um Versorgung, Essen und Natur. Ein Ergebnis dieses Projekts war dann, einen Schulgarten anzulegen, wo die Kinder selbst gärtnern und Beete pflegen können. Das Beispiel zeigt, wie Kinder niedrigschwellig und ohne sprachliche Vorkenntnisse ihre Interessen und Bedürfnisse ausdrücken und so an der Gestaltung des Miteinanders teilhaben können.
Die Stadt Siegen macht vor, wie Beteiligung und Teilhabe sonst noch funktionieren kann. Der dort ansässige Heimatverein Achenbach hat einen Raum für Begegnung geschaffen. Den gestalten die Kinder nach ihren eigenen Vorstellungen. Die Kinder können ihre Wünsche und Ideen einbringen, wie der Raum und die Zeit, die sie dort verbringen, genutzt werden soll. Eine Sozialpädagogin begleitet sie dabei. Gemeinsam wird entschieden, wie der Raum gestaltet wird.
Gewiss: Solche Teilhabe-Angebote nehmen Kindern nicht die Last des Erlebten. Doch sie ermöglichen ihnen ein Stückchen Selbstbestimmung.
Wenn Sie weitere Beteiligungsangebote für Kinder und Jugendliche, die auf dem Fluchtweg nach Deutschland gekommen sind, kennen, freuen wir uns über eine Nachricht! Gerne möchten wir diese Plattform nutzen, über Angebote zu informieren.
Links zu Beispielen und Quellen
https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/Statistik/Ukraine/AW_Ukraine_KW_15.pdf
https://www.kommune360.de/kommunenpodcast/
https://www.dkhw.de/foerderung/unsere-hilfe-fuer-gefluechtete-kinder