Als Initiative Kommune 360° sind wir stets auf der Suche nach innovativ-denkenden Akteur*innen, die mit uns zusammen die Überzeugung teilen, dass den Kommunen bei der Lösung von zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen eine Schlüsselrolle zufällt. Die Kommune Eltville am Rhein beschreibt in ihrem Positionspapier „Die neue Stadt – wie es jetzt weitergeht” die Stadt und Verwaltung der Zukunft. Lesen Sie selbst, welche Ansätze für Bürgermeister Patrick Kunkel und Kommunikationsexpertin Andrea Schüller wichtig sind.
Warum haben Sie sich entschlossen ein Positionspapier zu schreiben?
Wir haben uns in der Corona-Krise immer wieder Zeit für Gespräche und Reflexion genommen. Wir haben uns Fragen gestellt, wo uns diese Krise hinführt, was sie mit der Gesellschaft macht und wie wir uns für die Zeit nach der Krise aufstellen sollten. Im Laufe der Gespräche entstand der Wunsch, diese Gedanken zu verschriftlichen. So ist das erste Positionspapier „Die Krise als Innovationsmotor“ entstanden. Ein halbes Jahr später haben wir das zweite Positionspapier „Die neue Stadt – wie es jetzt weitergeht“ herausgegeben. Beide Papiere hängen eng miteinander zusammen.
Worum geht es in Ihrem Positionspapier „Die neue Stadt – wie es jetzt weitergeht”?
Das Positionspapier “Die neue Stadt – wie es jetzt weitergeht” trägt den Untertitel „Die Stadt und Verwaltung der Zukunft“. Es geht darum, die Stadt Eltville am Rhein an den wesentlichen Stellen fit für die Zukunft zu machen: Das Stichwort ist die Digitalisierung der Verwaltung, ohne dass die analogen Angebote zu kurz kommen. Außerdem wollen wir die Weichen so stellen, dass die Verwaltung auch in der Zukunft ein attraktiver Arbeitgeber sein kann. Wir sind uns der Bedeutung des ehrenamtlichen Netzwerks für die Widerstandsfähigkeit gegen Krisen bewusst und binden ganz gezielt die wichtigen Ansprechpartner für die Ehrenamtlichen an die Verwaltung. Das Eltville LAB, ein Lern-Labor für Studierende, Forschende und Kreative, stellt die Verbindung zwischen Theorie und Praxis her. Hier sollen Studienarbeiten entstehen, die letztlich mit ihren Themen auf die Stadt einzahlen. Und zuletzt geht es um eine ernstgemeinte Bürgerbeteiligung, die wir über eine digitale Plattform auch in Corona-Zeiten möglich machen.
Welche Rollen können Kommunen und kommunale Akteure Ihrer Meinung nach bei der Bewältigung von zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen und bezüglich der Glaubwürdigkeit unserer Demokratie spielen?
Dieser Frage widmet sich ein ganzes Kapitel in unserem Positionspapier: Aus unseren Erfahrungen können wir feststellen, dass es die kleinste Einheit der Gemeinschaft ist, die in der Krise trägt. Die Polis, die wehrhafte Stadt, bildet den Kern des Handelns in der Krise. In dieser kleinsten Einheit sind Menschen zum einen bereit, Hilfen zu geben, und zum anderen gibt es Menschen mit Bedarfen, die in der Stadteinheit bereit sind, Hilfen auch tatsächlich anzunehmen. Die Kommune ist für alles zuständig. Kommunen sind die Brenngläser der Gesellschaft. Die Polis als Nucleus und kleinste Einheit ist – richtig aufgestellt – beweglich und auch in der Krise handlungsfähig. Die kommunalen Strukturen haben in der Corona-Krise getragen und stärken somit indirekt die Demokratie. Die Kommunen sind das Rückgrat der Gemeinschaft.
Was brauchen Kommunen dafür? Was muss sich verändern?
Kommunen benötigen eine Wandlung in der Haltung der Bediensteten. Früher gab es die Spezialisten, die zuständig waren oder nicht. Heute benötigen wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich proaktiv den Anfragen und Anliegen aus der Bürgerschaft widmen. Wir brauchen engagierte, verbindliche und verantwortungsvolle Persönlichkeiten, die sich grundsätzlich zuständig fühlen und ganzheitlich denken.
Welche Rolle kann dabei ressortübergreifende Zusammenarbeit, integrierte Herangehensweise und Beteiligung im Alltag der Kommunen spielen?
Die ressortübergreifende Zusammenarbeit haben wir in Eltville am Rhein bereits seit Jahren eingeführt. Das ressortübergreifende Handeln führt automatisch zu einem vernetzten Denken und einer integrierten Herangehensweise und damit zu deutlich besseren Ergebnissen. Um das beste Ergebnis für die Entwicklung der Stadt zu erreichen, ist es aus unserer Sicht notwendig, auch die Gedanken, Bedürfnisse und Ideen der Bürgerschaft in den Prozess miteinzubeziehen.
Sie wissen, uns interessiert ganz besonders auch, was Kommunen zum gelingenden Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen beitragen können. Was kann neues Arbeiten in Kommunen hier leisten?
Wer die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen aus seinen Überlegungen ausklammert, arbeitet nicht nachhaltig und nicht zukunftsgerichtet. Wir wollen bewusst die Belange von Kindern und Jugendlichen in unsere Stadtentwicklung miteinbeziehen und stellen uns deshalb dem Prozess für das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ und arbeiten nach einem im Parlament verabschiedeten Aktionsplan.
Herr Kunkel, Frau Schüller: Wir danken Ihnen ganz herzlich für das Gespräch!
Hier finden Sie das Positionspapier: https://www.eltville.de/fileadmin/downloads/Presse/2021_Positionspapier_2.0_DieNeueStadt.pdf
Hier finden Sie Informationen zur Stadt Eltville: https://www.eltville.de/?no_cache=1