Monitoring, Partizipation und Wirkungsorientierung. Wie passen diese Begriffe zusammen? Einen Eindruck davon vermittelte der Deutsche Kinder- und Jugendhilfetag 2021. Bei der Veranstaltung „Monitoring und Partizipation“ trafen sich Teilnehmer*innen aus dem gesamten Bundesgebiet, um diese Frage für die Jugendhilfeplanung zu erörtern. Hier finden Sie fünf zentrale Arbeitshypothesen zum Mitdiskutieren:
1. Monitoring und Partizipation gehören zusammen. Sie bauen aufeinander auf. Ein gezieltes (Sozial-) Monitoring sollte immer Partizipation anstoßen. Es hilft dabei, die Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen zu erfassen. Aus den gewonnenen Daten lassen sich anschließend Probleme und Herausforderungen ableiten, die mit allen beteiligten Akteur*innen diskutiert und passgenauen Lösungen zugeführt werden. Dieses Prinzip der Wirkungsorientierung wird u.a. im Partizipationsindex der Stadt Gelsenkirchen erprobt. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen in Stadtteilen wie Schalke-Nord zu verbessern.
2. Monitoring ist kein Selbstzweck. Ihm muss eine klare Fragestellung zugrunde liegen. Daten dürfen nie um ihrer selbst willen erhoben werden. Sonst droht ein Datenwust, aus dem sich nur schwer konkrete und sinnvolle Maßnahmen ableiten lassen. Besser ist es, sich gleich zu Anfang die konkrete Fragestellung bewusst zu machen. Das schafft auch Klarheit, welche Daten überhaupt benötigt werden.
Ein weiterer Vorteil bei diesem Vorgehen: Misstrauen gegenüber dem Monitoring wird abgebaut, die Bereitschaft zur Mitwirkung steigt – sei es bei Kindern und Jugendlichen, Sozialarbeiter*innen, freien Trägern der Jugendarbeit oder den kommunalen Jugendämtern selbst.
3. Es gibt keine absolute Objektivität von Daten. Umfassende Objektivität würde voraussetzen, dass es die Kinder oder die Jugendlichen gibt. Was nicht der Fall ist. Stattdessen gibt es verschiedene Gruppen von Kindern und Jugendlichen mit je unterschiedlichen Lebenslagen und Bedürfnissen. Umfassende Objektivität würde ferner verlangen, dass sich Kinder und Jugendliche biografisch und emotional in jedem Fall gleichen. Auch das ist weder wünschenswert noch realistisch. Die verschiedenen Lebenslagen und Backgrounds färben die Antworten und Lösungsvorschläge auf Fragestellungen ein.
Dennoch kann Monitoring subjektive Sichtweisen objektivieren. Indem es Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausarbeitet, allgemeine Bedarfe klärt und Konsens generiert. Denn genau darum geht es am Ende: Interessenkonflikte öffentlich zu machen, zu verhandeln und auszugleichen.
4. Partizipation benötigt Quick wins. Hat man auf Grundlage eines Monitorings Partizipation angestoßen, ist die rasche Umsetzung der zentralen Ergebnisse wichtig. Das beweist, dass aktive Beteiligung wirksam ist und lohnt.
5. Partizipation ist auch eine Frage der Haltung. Teilhabeprozesse sind mitunter langwierig und anstrengend. Sie sehen sich daher oft zwei Generalvorwürfen ausgesetzt: 1) Die Zielgruppe möchte gar nicht beteiligt werden. Es reicht ihr, wenn für sie entschieden und umgesetzt wird. 2) Eine Beteiligung ist nicht nötig, weil die Planer*innen die eigentlichen Expert*innen sind. Nach dem Motto: „Ich habe das gelernt, ich bin der Profi!“
Es lohnt aber, solche Prozesse anzustoßen. Denn Partizipation ist ein Grundbedürfnis. Und Kinder und Jugendliche können sie erlernen! Das zeigt die Erfahrung. Bei den ersten Angeboten genügt es ihnen vielleicht noch, informiert zu sein. Mit jedem weiteren Mal bringen sie sich dann aktiv ein und gestalten mit. Mehr noch: Indem sie das tun, leisten sie einen wichtigen Beitrag für unser demokratisches Miteinander. Ihre Beteiligung kann Vertrauen schaffen – Vertrauen in die kommunale Verwaltung und Vertrauen der Verwaltung in sie.
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