Beteiligung in der Jugendhilfeplanung: kein neues Thema, doch auch kein Triviales. In der November-Ausgabe unserer Veranstaltungsreihe Kommune gestaltet! gewährten Peter Kühn aus Dresden und Ulrike Stoewe aus dem Landkreis Dahme-Spreewald einen Blick in ihre kommunalen Praktiken und Prozesse.
Wie lässt sich die Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und Eltern verbessern?
Ulrike Stoewe arbeitet im Landkreis Dahme-Spreewald im Qualitätsmanagement – und blickt mit dieser Brille auch auf Beteiligungsprozesse. Insbesondere hinsichtlich der Arbeit des Allgemeinen Sozialdienstes (ASD) führt Ulrike Stoewe jährlich gemeinsam mit Kolleg:innen ganz besondere Kinderworkshops durch. Bei der Konzeption und Durchführung arbeiteten sie und das Team dabei u.a. mit der Jugendhilfeplanung und den Trägern der Kinder- und Jugendhilfe zusammen. Ein erster Workshop fand 2017 statt. Im Fokus standen die Hilfeplangespräche und die Frage, wie diese verbessert werden können.
Die wichtigsten zwei Ergebnisse:
- Kinder und Jugendliche wünschen sich die Möglichkeit, sich auf die Gespräche vorbereiten zu können.
- „Rede mit meinen Worten“ – Das Protokoll soll in den Worten verfasst sein, die von den Kindern und Jugendlichen genutzt werden.
Auch zur Jugendhilfeplanung fand ein Workshop mit Kindern und Jugendlichen statt. Ziel war es, herauszufinden, wie bekannt die Angebote des Jugendamts sind, welche Erfahrungen mit den Angeboten gemacht wurden und wo es Lücken gibt. Hier zeigte sich unter anderem die Herausforderung, Ergebnisse zu produzieren, die für die Jugendhilfeplanung selbst Relevanz haben: Die Antworten, die von den Kindern und Jugendlichen gegeben wurden, waren vornehmlich auf Jugendsozialarbeit fokussiert. In einem weiteren Workshop konnten die Kinder und Jugendlichen die angepassten Instrumente testen und weiteres Feedback geben. Im Oktober 2023 drehte es sich dann noch ein zweites Mal konkret um die Jugendhilfeplanung.
Zusammenfassend zieht Ulrike Stoewe folgende Erkenntnisse:
- Kinderworkshops sind eine gute Methode, um von Kindern und Jugendlichen direkt Bedarfe und Wünsche zu erheben. Konkrete Instrumente wie Hilfeplangespräche lassen sich produktiv und kollaborativ entsprechend der Bedürfnisse weiterentwickeln und verbessern.
- Es braucht zugespitzte Fragestellungen, um eine wirkungsvolle Beteiligung zu entwickeln.
Ein stadtweites Konzept für Beteiligung: Wie bindet man die Fäden und Akteur:innen für die Planung zusammen?
2019 entstand in Dresden das Konzept zur Beteiligung der Adressatinnen und Adressaten an der Jugendhilfeplanung. Vier Jahre später zieht Peter Kühn aus der Stadt Dresden als Sachgebietsleiter der Kinder- und Jugendhilfeplanung Bilanz: Ziel des Konzepts war es, zu klären: „Wie können in der Stadt Dresden die Interessen, Kenntnisse und Bedürfnisse in einen so abstrakten Prozess wie Jugendhilfeplanung einfließen?“ Dabei greift das Konzept auf das Beteiligungsverständnis von Reinhard Liebig zurück und sortiert die verschiedenen Formen der Beteiligung, die es bereits in der Stadt Dresden gibt, verschiedenen Arten zu. Das umfasst unmittelbare Beteiligung, wie beispielsweise Sprechstunden, eine regelmäßig durchgeführte Kinderstudie und zahlreiche kleinräumige Beteiligungen in den Stadträumen Dresdens ebenso wie Formen der vermittelten Beteiligung, in der beispielsweise die Eindrücke von Sozialarbeiter:innen, schriftliche Sachberichte der Träger oder Sozialdaten gesammelt und ausgewertet werden.
In Dresden werden die verschiedenen Beteiligungsformen miteinander kombiniert und im Rahmen der Jugendhilfeplanung abstrahiert. Aus den Erfahrungen aus der Umsetzungszeit gab Peter Kühn unter anderem die folgenden Erkenntnisse mit auf den Weg:
- Gute Erfahrungen werden mit den Bedarfserhebungen gemacht: Hier werden viele hilfreiche Rückmeldungen eingesammelt.
- Beteiligung bei der Maßnahmenplanung zu den Hilfen zur Erziehung ist eine große Herausforderung: Hier ist es nicht immer leicht, diejenigen der Nutzer:innen der Unterstützungsstrukturen und –dienste zur Teilnahme zu gewinnen, deren Eindrücke und Feedbacks besonders wertvoll für die Weiterentwicklung wäre.
- Die Sicherung der Qualität der Beteiligungsverfahren, die außerhalb der Jugendhilfeplanung durchgeführt werden, ist eine Herausforderung. Hilfreich ist hier der regelmäßige Kontakt, Beziehungsgestaltung und –pflege und darauf aufbauend inhaltliche Abstimmung mit den Akteur:innen.
Wie blickt Kommune 360° auf Beteiligung in der Jugendhilfeplanung? Im Beitrag „So kann integrierte Jugendhilfeplanung Kinder- und Jugendbeteiligung verbessern“ geben unsere Kolleg:innen Sarah Wagner und Keno Franke Tipps, wie mit einem integrierten Planungsverständnis die Perspektiven von Kindern und Jugendlichen gestärkt werden können.