KOMMUNE 360° IM FACHKONGRESS BEIM DJHT
Wirksame Unterstützungsangebote der Jugendhilfe sind auch das Ergebnis gelingender Planung und Koordination. Dafür müssen nicht nur die Träger der öffentlichen und freien Jugendhilfe kooperativ zusammenarbeiten und entsprechend den Bedarfen von Kindern und Jugendlichen agieren. Im Jugendhilfeausschuss ist zudem die Kooperation mit der Politik gefragt.
In der Praxis ist dies für Kommunen oft herausfordernd. Denn Jugendhilfeplanung erfolgt in einem Feld unterschiedlicher Interessen, fachlicher Hintergründe und Traditionen. Dies braucht nicht nur gemeinsame Ziele, sondern es müssen auch Bedarfe und Anliegen unterschiedlicher Fachbereiche innerhalb von Verwaltung, zwischen Kommunalverwaltung und freien Trägern sowie mit der Politik zusammengebracht werden. Neben Struktur- und Prozessfragen stellen sich hier neue Anforderungen an die Kultur der Zusammenarbeit.
Positionen und Interessen besser verstehen
Um langfristig einen Kulturwandel anzustoßen, entwickelt die Initiative Kommune 360° in Kooperation mit der Stadt Halle (Saale) und der Agentur planpolitik ein Planspiel, das genau hierfür neue Ansatzpunkte liefert und die Auseinandersetzung mit der Position der jeweils anderen ermöglicht. So können sich die Spielenden in die Interessenslage, Haltung und Handlungslogiken von Verwaltung, kommunaler Politik und freien Träger der Jugendhilfe hineinversetzen.
Beim DJHT erprobten nun erstmals rund 70 Fachkräfte der Jugendhilfeplanung eine Pilotversion des Planspiels. Die Teilnehmenden versetzten sich in das Szenario der Klausurtagung eines Jugendhilfeausschusses der fiktiven Kommune Schlotterbrück. Dazu nahmen sie je unterschiedliche Rollen ein, etwa die eines Jugendhilfeplaners, einer Sachgebietsleiterin, von Akteuren aus der Kommunalpolitik sowie von freien Trägern. In ihren Rollen erprobten die Teilnehmenden die Aushandlung von Interessenkonflikten, inhaltlichen Anliegen und unterschiedlichen Handlungslogiken. Das Fazit der Teilnehmenden war eindeutig: „Das Planspiel hilft, Dinge spielerisch zu begreifen und sich mit den Positionen und Interessen anderer auseinanderzusetzen.“ Deutlich wurden auch die unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten für diese Methode, etwa in der Ausbildung von Jugendhilfeplanungsfachkräfte, um erfahrbar zu machen, wie komplex Aushandlungsprozesse sind, oder in der Arbeit des Jugendhilfeausschusses: „Es wäre gut, wenn auch Kolleg:innen das mal erleben würden“, so eine Teilnehmende.
Das Planspiel soll bis Ende des Jahres fertig entwickelt sein und kann von allen interessierten Akteur:innen genutzt werden.
Foto © Andi Weiland/Phineo AG