Dokumentation
An immer mehr Orten wird in ressortübergreifenden Strukturen und Gremien zusammengearbeitet und geplant. Die Ziele: Bessere Abstimmungen, mehr Synergien und Bedarfsorientierung anstelle von Zuständigkeitsdenken. In der Praxis bedeutet das, neue Formen der Zusammenarbeit zu erproben und zu etablieren. In der Umsetzung tauchen dabei viele Fragen auf: Wie gehen wir mit Entscheidungswegen zwischen Linie und Projektstruktur um? Wie werden Interessenskonflikte navigiert und produktiv ausgehandelt? Wie viel Autonomie ist nötig? Wann ist man geduldig in der Abstimmung – wann will man einfach mal machen? Diese und weitere Fragen diskutierten die Teilnehmenden mit unserem Fellow-Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Deutlich wurde: In der kooperativen Zusammenarbeit spielen nicht nur Prozesse und Strukturen eine Rolle, sondern in vielerlei Hinsicht eben auch die Arbeitskultur sowie auch verschiedene professionelle Identitäten (z.B. aus Verwaltung, Pädagogik oder Wissenschaft). Dies führt zu unterschiedlichen kulturellen Annahmen zwischen Professionen und Ressorts, was unter Kooperation und kooperativem Handeln verstanden wird – und entscheidet, wie Kooperation letztlich mit Leben gefüllt wird. Hier ein Einblick in den Austausch der Teilnehmenden darüber, was für sie hilfreich ist, um die Arbeitskultur in ihrer Verwaltung kooperativ(er) zu gestalten – von der Gruppe spontan angereichert mit Metaphern aus dem Bereich des Gemüseanbaus.
- Wertschätzung von Unterschiedlichkeit: Das, was da ist, wertschätzen und Differenzen nicht abwerten, sondern anerkennen.
- Mit denjenigen zusammenarbeiten, die mitarbeiten wollen und dabei vielleicht einen anderen Weg suchen, als es die vorgegebene Struktur vorsieht #Koalition der Willigen
- Ausdauer: In die richtige Richtung weiterzugehen ist wichtiger, als schnell voranzukommen. Man braucht einen langen Atem, denn „Eine Kartoffel wächst nicht schneller, wenn man an ihr zieht“
- Klarheit über Aufgabenbereiche, Rolle(n), Aufträge, Stärken und Kompetenzen ist wichtig, damit sichtbar ist, was jede:r in die Kooperation einbringt und wie man sich ergänzen kann. „Man muss wissen, welche Kartoffeln man im Angebot hat und den eigenen Garten gut in Schuss halten“
- Themen und Anliegen kooperativ zu bearbeiten und den „Garten gemeinsam zu pflegen“ hat auch Irritationspotential; „Wenn auf einmal jemand anderes auf dem eigenen Acker agiert, denkt man schon, das sind meine Kartoffeln“. Daher ist es wichtig zu reflektieren, was die eigenen Abgrenzungswünsche sind, welche Kompromissbereitschaft für die gemeinsame Gestaltung von Themen / Anliegen da ist und an welchen Stellen man sich auch von bisherigen Themen oder Anliegen ein Stück weit lösen könnte. „Was sind deine Kartoffeln, was meine und was sind unsere?“
- Auch wenn der Antrieb ein jeweils ein anderer sein kann, es ist wichtig, eine gemeinsame Zielrichtung zu finden und zu schärfen. „Die einen haben Tomaten, die anderen haben Kartoffeln. Dann kann man sich darauf einigen: es geht um gesundes Essen“
Und was immer hilfreich ist: Ein gutes Maß an Humor und Frustrationstoleranz.
Zu den Mitwirkenden
Dr. Frauke Zahradnik ist seit 2008 in der Jugendhilfe tätig. Sie leitet im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald den Fachbereich Planung, Qualitätsentwicklung und Bildung mit dem Tätigkeitsschwerpunkt der Jugendhilfeplanung. Die Jugendhilfe wird von einem Team gemeinsam geplant und umgesetzt, auch wenn manchmal um den besten Weg gerungen wird. Wie Jugendhilfeplanung und Sozialplanung noch enger zusammenrücken können, ist eine spannende Frage im Planungsbüro.
Anke Glenz ist eine Frau, die in keine Schublade passt! Seit vielen Jahren arbeitet die Diplom-Betriebswirtin auf den unterschiedlichsten Verwaltungsebenen, derzeit als integrierte Sozialplanerin im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. In dieser Funktion koordiniert sie die Zusammenarbeit und Projekte der Planungsbereiche und bringt leidenschaftlich gerne Menschen mit unterschiedlichsten Erfahrungen zusammen. Sie ist überzeugt das Verwaltung mehr Projekte, Diversität und agiles Arbeiten braucht.
Dr. Julia Nast (Kommune 360°) hat ein Herz für Kommunen und glaubt an das kommunale Gestaltungspotenzial. Am meisten liebt sie es, wenn Theorie auf Praxis, und Praxis auf Theorie trifft – und dabei etwas Neues entsteht.
Christin Noack (Kommune 360°) versucht, vor allem entwicklungsorientiert auf Zusammenarbeit zu schauen. Denn so werden Potentiale sichtbar, Selbstwirksamkeitserfahrungen gefördert und Handlungsmut gestärkt – und nicht zuletzt mehr Freude an der Zusammenarbeit erlebt.