Werkstatt Jugendhilfeplanung 2040: Herausforderungen erkennen – Ideen entwickeln
Einig sind sich die Diskutierenden darin, dass sich die Jugendhilfe nicht losgelöst von gesellschaftlichen Herausforderungen betrachten lässt, sei es Inklusion, Migration, Digitalisierung oder die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Für eine zukunftsfähige Jugendhilfe heißt das: Jugendhilfeplanung muss eine zentralere Bedeutung einnehmen und sich professionalisieren, um aktuelle und zukünftige Herausforderungen bewältigen zu können. Julia Pudelko (ISA – Institut für Soziale Arbeit e.V.) betonte vor dem Hintergrund der Studie „Jugendhilfeplanung in Deutschland“ (2020), dass das Augenmerk auf besseren Datengrundlagen liegen musss sowie auf einer klugen, kontinuierlichen Beteiligung von Adressat:innen und verwaltungsinternen- und externen Fachkräften – dabei konzeptionell gerahmt und strukturell gesichert in der Kommune. Prof. Jörg Fischer (FH Erfurt) verweist in seinem Beitrag u.a. auf das immense Veränderungstempo der analogen und virtuellen Lebenswelten von jungen Menschen. Wenn Jugendhilfe Sprachrohr für die Interessen von Kindern und Jugendlichen sein will, muss auch die Jugendhilfeplanung mit dieser Geschwindigkeit mithalten. Dies ginge nur, wenn sie als Teil einer kommunalen Gesamtkonzeption in übergreifende kommunale Planungsprozesse eingebunden ist. Denn „gemeinsames Handeln macht zukunftsfähig“.
Aus der Perspektive der Jugendhilfeplanung schilderten Annette Franzke (Gelsenkirchen) und Nicole Dreser-Hampe (Kempen) ihren Blick auf Herausforderungen und Visionen für die Zukunft 2040. Es müssen die richtigen Prozesse aufgegleist werden, um den zunehmenden Segregationstendenzen und den ungleichen Bildungs- und Teilhabechancen entgegenzuwirken: Integriert planen, Ressourcen wirksam verteilen, die Bedarfe und die Sozialräume kennen. Die Jugendhilfeplanung muss wesentlich stärker in ihrer Kompetenz und ihrem Potential erkannt und abgerufen werden – auf Augenhöhe zu anderen Verwaltungsbereichen. Frau Dreser-Hampe ergänzt: Wenn Jugendhilfeplanung eine zentrales Steuerungsinstrument in der Kinder- und Jugendhilfe sein soll, muss sie dringend losgelöst werden von dem Bild „Mädchen/Junge für alles“: Es braucht eine definierte Position mit klaren Regelungen zu den Schnittstellen innerhalb der Verwaltung und zur Vernetzung zum Beispiel in interdisziplinären Teams, die Planungs- und Entscheidungsprozesse verantworten, Fachkräfte und Adressat:innen beteiligen und mit denen zeitnahe Finanzierungen von bedarfsdeckenden Angebote abgestimmt werden.
Nach ihren Forderungen für die Jugendhilfeplanung in 2040 gefragt, benennen die Teilnehmer:innen der Werkstatt u.a. die Qualifizierung der Stellen und Rollen, die Gleichwertigkeit der Jugendhilfeplanung zu anderen Planungsstellen innerhalb der Verwaltung, nach politischem Willen, ausreichenden Ressourcen und vielen mehr – bis hin zum Ruf nach einer landes- und bundesweiten Interessensvertretung.
Zusammenfassend ließe sich sagen: Was es jetzt braucht, sind mehr politische Aufmerksamkeit auf das Potential und die Kompetenz der Jugendhilfeplanung, ihrer strategischen Verankerung im Verwaltungsgefüge bei gleichzeitiger Hinwendung zu einer übergreifenden, kooperativen Zusammenarbeit über Ämtergrenzen hinweg. Damit sind die Erwartungen an die zukünftige Jugendhilfeplanung hoch – droht Veränderung an allen Fronten? Während die Expert:innen von einem Quantensprung sprechen, den die Jugendhilfeplanung erwartet, gibt es auch Stimmen in der Zuhörer:innenschaft, die auf die positiven Kräfte der Beharrungstendenzen hinweisen. Wichtig sei aber, dass Veränderungen als Gestaltungsmöglichkeiten wahrgenommen werden, für eine ZUKUNFT wie WIR sie haben möchten.
Alle gezeigten Präsentationen finden Sie in der Dokumentation.
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