Dass im Rahmen des Workshops alle drei Arbeitsgruppen völlig unabhängig voneinander ihre ideale Führungspersönlichkeit weiblich haben sein lassen, ist zwar interessant und sehr erfrischend, aber eben auch: erfrischend egal. Denn durch die völlige Abwesenheit einer Diskussion um das Geschlecht einer idealen Führungsperson ist auch irgendwie ein Statement gesetzt. Diskutiert wurde vielmehr über die wesentlichen Dinge: Eigenschaften, Rolle und Umwelt, in der sich die Führungskraft zurechtzufinden hat. Erkenntnisse und Überraschendes aus dem „Wann entfalten Führungskräfte ihr volles Potenzial“ ‑Workshop von Grit Hradetzky und Lisa Konrad-Lohner vom Zentrum Bayern Familie und Soziales Bayerischen Landesjugendamt auf dem 360°-Festival in Apolda.
In besonderer Weise schufen die Referentinnen Grit Hradetzky und Lisa Konrad-Lohner mit ihrer authentischen, fachlich-kompetenten und humorvollen Art einen Raum auf diesem Festival, der es den Teilnehmenden ermöglichte, kreativ zu denken und zusammenzuarbeiten, sich kritisch-konstruktiv an ihrem Arbeitsalltag zu reiben und schließlich: inspiriert und motiviert diesen Raum wieder zu verlassen.
In Gruppenarbeit wurde die Frage diskutiert: Wie sieht die ideale Führungskraft denn aus? Über welche Eigenschaften verfügt sie und in welchem Umfeld kann sie ihr Potenzial voll ausschöpfen? Auffällig war hier, dass sich die Teilnehmenden in vielen Aspekten sehr einig waren und schnell war klar: Die Zukunft der Führungskraft ist kooperativ, moderationsstark, gut vernetzt, eine Person, die Stärken und Schwächen des Teams einzusetzen weiß, die empathisch ist und mit dem Team gemeinsam Erfolge schafft und feiert. Yeah!
Spannend war anschließend die Diskussion um die Umwelt bzw. das Umfeld, in dem die Führungskraft agiert: Was braucht sie, damit sie die eben genannten Fähig- und Fertigkeiten einsetzen kann? Rückendeckung und eingeräumte Handlungsspielräume durch ihre Vorgesetzten und ein starkes Mandat finden sich in allen Gruppen wieder, zudem fachliches Know-How, ein breites Netzwerk oder auch ein guter Draht zu Trägern und/oder anderen Führungskräften. Es braucht Peers und Erfolgsgeschichten. Und: Zu jeder Leitung gibt es ein Team, dass, gut geführt, in stürmischen Zeiten die Rückendeckung geben kann, die die Führungskraft braucht!
Schließlich entfachte sich noch eine interessante Diskussion um die Frage, ob die Führungsqualitäten universell seien oder ob es unterschiedliche Ansprüche an Führungskräfte in unterschiedlichen Institutionen und Sektoren gibt: Ist eine Abteilungsleiterin in der Verwaltung einem vergleichbaren Umfeld ausgesetzt wie ein Bereichsleiter in einem Unternehmen in der freien Wirtschaft? Und brauchen beide die gleichen Führungseigenschaften? Spoiler vorab: Ja. Dass, was gute Führung ausmacht, das Mindset der Führungsperson, ist in beiden Kontexten gleich. Was anders ist, ist der Rahmen, beziehungsweise die Rahmenbedingungen. Wo in der Verwaltung mitunter die Politik als große Unbekannte auf den Plan treten kann, welche “die ganzen Abläufe durcheinanderbringt”, ist es in der Wirtschaft möglicherweise ein Personalwechsel auf höherer Ebene, die Übernahme durch einen anderen Konzern oder auch das veränderte Konsumverhalten der Konsument:innen. Eine Führungskraft kann ihr Potenzial dann voll ausschöpfen, wenn Mindset, Kompetenzen und Rahmen zusammenpassen und in Einklang gebracht werden. Kollaboration und Kooperation helfen dabei und sind schließlich der Schlüssel zum Erfolg.
Wir werden sehen, wie sich die erarbeiteten Personas (s.u.) weiterentwickeln werden. Wir hoffen, dass alle drei im Laufe des nächsten Jahres nochmal vorstellig werden und sind gespannt, ob sich die hier erarbeiteten Führungsqualitäten nicht nur als universell gültig, sondern auch als zeitlos geltend entpuppen werden.