Die Welt verändert sich laufend – das stellt auch neue Anforderungen an Verwaltung. Es überrascht also nicht, dass das Thema Personalentwicklung in vielen Kommunen auf der Agenda steht. Das Ziel: zukunftsorientierter und innovativer Kompetenzaufbau. Das gilt besonders für Bereiche wie die Jugendhilfeplanung, in denen mit anderen Akteur:innen, integriert und auf Ziele hin gestaltet wird. Dazu braucht es eine ganze Reihe an Fähigkeiten, die klassischerweise nicht im Fokus einer Verwaltungsausbildung stehen, etwa digitale, analytische und konzeptionelle Kompetenzen, Prozess- und Netzwerksteuerung, Veränderungsmanagement oder Steuerung von Beteiligungsverfahren. Die Arbeitshilfe Kompetenzprofil Jugendhilfeplanung der Bundesarbeitsgemeinschaft Landesjugendämter nennt ebendiese Fähigkeiten als Kernkompetenzen einer Fachkraft der Jugendhilfeplanung. (weitere Infos unter: http://www.bagljae.de/downloads/137_kompetenzprofil-jugendhilfeplanung.pdf )
Die Herausforderung ist also klar: Kommunale Kompetenzen müssen schnell und passgenau ausgebaut werden. Die Hansestadt Bremen analysiert im Rahmen des Projekts ZAF dazu beispielsweise die Auswirkungen gesellschaftlicher Entwicklungen auf die Kompetenzanforderungen in Verwaltung, um das Weiterbildungsangebot entsprechend auszurichten. Neben solchen systematischen Ansätzen stellt sich aber auch die Frage, welche Rolle Weiterbildungen, einfachere Genehmigungsverfahren und eine generelle Offenheit für heute vielleicht noch unkonventionelle, aber niedrigschwellige Weiterentwicklungsmöglichkeiten, wie digitale Kurzimpulse, Lean Coffee oder Working out Loud Circles in Zukunft spielen können.
Als Initiative Kommune 360° wollen wir zu dieser Entwicklung beitragen und innovative Unterstützungsangebote für kommunale Akteur:innen mitentwickeln. Dazu gilt es aber zunächst, die Ausgangslage zu verstehen. Welche Unterstützungsangebote finden kommunale Akteur:innen, die in ihren Kommunen integrierter Arbeiten wollen? Auf welche Fortbildungen können sie zurückgreifen? Und wo zeigen sich dabei Leerstellen, an denen wir ansetzen sollten, um integriertes Arbeiten in Kommunen zu stärken?
Hintergrund: Was wir unter integrierter Planung verstehen
Unter integriertem Arbeiten verstehen wir kein vorgefertigtes Modell, sondern einen Prozess, der
- ressort-/akteursübergreifend ist, wobei wir dies nicht im Widerspruch zu ressortspezifischem Arbeiten in der Verwaltung und geteilter Verantwortung („Linienhandeln“) verstehen.
- beteiligungsorientiert ist und sowohl Adressat:innen der Angebote als auch Träger:innen einbezieht .
- bedarfsorientiert ist, also zu den Bedürfnissen der Adressat:innen und Gegebenheiten vor Ort passt.
- wirkungsorientiert ist und somit die über die Projekte und Maßnahmen zu erreichenden gemeinsamen Ziele bei Kindern, Jugendlichen und Familien in den Fokus stellt – statt sich an Leistungsbereichen zu orientieren .
- nicht immer Planungsprozess heißt – sondern auch in Projekten, gemeinsamen Strategie-Prozessen und im Alltagshandeln Ausdruck findet.
Um diese Fragen zu beantworten, hat die Initiative Kommune 360° Akteur:innen und Angebote im Feld der Unterstützungsangebote analysiert. Unterstützungsangebote verstehen wir dabei sehr umfassend, sie können Aus- und Weiterbildungen, Publikationen, Werkzeugkoffer, Einzeltools oder auch Beratung umfassen. Neben einer Desktoprecherche sind vertiefende Expert:innen-Interviews geführt und eine Befragung unter kommunalen Mitarbeitenden, die sich im Rahmen der Initiative Kommune 360° engagieren, durchgeführt worden. Die Ergebnisse wurden dann im Expert:innen-Team der Initiative diskutiert.
Die Analyse erhebt dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir wollen die gewonnenen Eindrücke mit Ihnen teilen und zur Diskussion und zum Weiterdenken einladen: Wie müssen sich Unterstützungsangebote weiterentwickeln, um integriertes Arbeiten zu befördern und Kommunen so fit für die Gestaltung der Zukunft zu machen? Wir stellen Ihnen fünf zentrale Ideen vor, in denen wir große Chancen für die Verwaltung von morgen sehen und laden Sie zum Mitdenken ein:
- In innovativen Arbeitsweisen liegt viel Potenzial für die kommunale Verwaltung.
- Integriertes kommunales Arbeiten ist ein Veränderungsprozess, der kompetente Gestalter:innen braucht.
- Der Fachaustausch in der Verwaltung der Zukunft ist digital und niedrigschwellig.
- Kommunalpolitiker:innen brauchen einen guten Zugang zu fachlich-strategischen Weiterbildungsangeboten.
- Kommunale Fach- und Planungskräfte können voneinander und miteinander interdisziplinär lernen.
Die Ergebnisse unserer Analyse und alle Ideen im Überblick finden Sie auch in diesem Dokument:
Mitdenker:innen gesucht –jetzt sind Sie gefragt!
Sie sind kommunale:r Akteur:in und möchten Ihre Erfahrungen mit uns teilen? Sie sind Anbieter:in von Unterstützungsangeboten und haben Kommentare zu unseren Eindrücken oder vielleicht sogar Interesse an einer Kooperation? Sie sehen die Dinge ganz anders und möchten über Ihre Ansicht mit uns diskutieren? Wo liegen wir richtig? Was haben wir übersehen? Was oder wen sollten wir noch mitdenken? Sie sind inspiriert und möchten Teil der Initiative Kommune 360° werden? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare, Kooperationsinteressen, Widersprüche und Diskursanfragen.
An dieser Stelle möchten wir allen, die an unserem Erkundungsprozess bereits mitgewirkt haben, herzlich danken. Der fachliche Input unseres Expert:innenteams und der Einblick in den kommunalen Alltag, den wir durch unsere Interviews und Befragungen erhalten haben, waren für uns als Team der Initiative Kommune 360° sehr wertvoll und eine großartige Inspiration für unsere Ideen.